Wenn du dich intensiver mit dem Thema Alpenüberquerung auseinander setzt, stolperst du früher oder später über die Frage: Welchen Weg über die Alpen soll ich denn jetzt nehmen? Wie heißt es so schön: „Alle Wege führen nach Rom“ und so natürlich auch über die Alpen (Sprichwort in Text einbauen: check. Verzeih, aber das musste sein).
Unsere Anforderungen an die Route
Es gibt einige Routen über die Alpen und für uns kamen drei Routen in die engere Auswahl, die ich euch im Folgenden vorstelle und vergleiche. Zunächst möchte ich aber noch kurz erklären, auf was es uns bei unserer Auswahl ankam: Wir wollten die Alpen innerhalb von maximal 14 Tagen überqueren, das heißt sehr lange Routen sind per se schon weggefallen. Von den eher kürzeren mussten wir uns eine verkürzte Alternative mit gut erreichbarem Start-/Zielpunkt überlegen. Die Route sollte wenn möglich in Bayern starten und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Denn wir wollten unser Auto zuhause stehen lassen, so dass wir auf der Heimfahrt nicht an den Startpunkt unserer Reise zurückkehren müssen. Außerdem war uns wichtig, dass die Route eher weniger bewandert ist. Wir wollen auf der Wanderung eher die Ruhe und Natur genießen. Und wir wollten die Tour möglichst ohne zwischenzeitliche Lift – oder ÖPNV-Nutzung wandern.
Drei Routen in unserer engeren Auswahl
Diese drei Routen haben wir uns näher angeschaut: Der E5 von Oberstdorf nach Meran, der Traumpfad von München nach Venedig und der L1 von Garmisch nach Brescia. Im Folgenden gebe ich dir einen Überblick über die Routen und vergleiche sie anhand unserer Kriterien.
Der E5 von Oberstdorf nach Meran
Ende: Meran
Länge: 140 km
10.000 Höhenmeter im Aufstieg
8 Etappen
Der E5 von Oberstdorf nach Meran ist der sicherlich bekannteste Weg. Aber wie es mit bekannten Wegen, Touristenorten oder Gipfeln so ist: dort ist einfach viel los. Im Zuge der in den letzten Jahren immer größer gewordenen Wanderlust könnte man diese Route fast schon überlaufen nennen. Warum ist das so? Ganz einfach, der Weg lässt sich in gerade mal 8 Etappen bewältigen und wenn du dich weiter mit anderen Routen beschäftigst, wirst du sehen, dass das eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Etappen bzw. Tagen ist, die du dir da im Vergleich zu den anderen Überquerungen sparen kannst.
Das ist natürlich erfreulich für alle, die sich nicht mehr als diese 8 Tage im Sommer gönnen können. Und für diese Wanderer ist dieser Weg super. Die E5 Route beinhaltet außerdem Abschnitte, die mit Bus oder Lift zurückgelegt werden können. Das heißt, der E5 ist auch für alle geeignet, die lange Etappen am Stück nicht schaffen oder das nicht möchten. Das Hauptargument für uns ist jedoch, dass auf unserem Weg nicht so viel los sein soll. Daher haben wir uns gegen den E5 entschieden.
Nimm dir Zeit für deine Alpenüberquerung!
Falls du zum Einen tatsächlich mehr Zeit hast oder/und bereit bist dir mehr Zeit für eine Alpenüberquerung zu nehmen, dann mein Tipp: Nimm dir die Zeit! Du wirst es gewiss nicht bereuen. Insbesondere dann nicht, wenn du es ein bisschen ruhiger magst und morgens nicht mit 50 anderen Leuten zur selben Zeit loswandern, mittags zur selben Zeit am Gipfel und abends wieder in der gleichen Hütte übernachten möchtest. Wenn du ein Fan davon bist und viele neue Leute kennen lernen möchtest: go for it!
Zum Thema zu Fuß: Jeder, der schon öfter in den Bergen war, kennt das Gefühl: bei der Tagestour am Gipfel ankommen und die Aussicht genießen! Und natürlich am Ende des Tages zuhause ankommen und erstmal die Schuhe ausziehen und sich über das Ende der Tour freuen! Meine persönliche Meinung ist, dass ich das Gefühl auch bei jeder einzelnen Etappe in den Alpen haben möchte. Ich möchte die Etappe „selbst“ geschafft haben. Und nicht der Bus. Ich möchte am Ende sagen können: „Ich bin über die Alpen gewandert und zwar nur zu Fuß“. Wenn ihr also gewillt und körperlich in der Lage seid, längere Etappen zu Fuß bzw. die ganze Überquerung ohne Hilfsmittel zu meistern, dann solltest du dir auf jeden Fall auch anspruchsvolle Routen anschauen.
Der Traumpfad von München nach Venedig
Die zweite Route, auf die wir einen Blick geworfen haben, ist daher der Traumpfad von München nach Venedig. Mit 28 Etappen eine sehr viel längere Tour, aber von der Etappenanzahl immer noch eine der kürzeren(!) Alpenquerungen. Die Tour wurde populär durch Ludiwg Graßler, der die Route 1977 zum ersten Mal begangen ist und durch seine Bücher populär gemacht hat. Die Route ist daher wie der E5 eine der bekannteren Alpenüberquerungen, daher ist hier auch eher mehr los.
Ende: Venedig, Markusplatz
Länge: 550 km
20.000 Höhenmeter im Aufstieg
28 Etappen
Mit dem Start in München und dem Ende in Venedig liegen natürlich beträchtliche Teile der Strecke in flachen Gefilden. Das schlossen wir schon mal im Anbetracht unserer begrenzten Zeit aus. Eine Verkürzung der Route ist möglich, wenn man in Bad Tölz startet. Einen Endpunkt der Tour zu finden, von dem man mit der Bahn wieder gut nach München zurück kommt und innerhalb von 14 Tagen zu erreichen ist, ist jedoch schwierig. Da wir hier keine Lösung gefunden haben, ist die Tour für uns doch weggefallen.
Route L1 nach Hans Losse
Die dritte Route, die wir uns angeschaut haben, war der L1 von Garmisch nach Brescia nach seinem Erstbgeher Hans Losse im Jahr 1989. Mit 30 Etappen ist die Tour länger als der E5 und der Traumpfad. Da die Tour jedoch eher anspruchsvoller ist und auch keine (mir bekannten) Bücher zu dieser Route veröffentlicht wurden, ist sie eher unbekannt. Das bestätigt sich auch in Gesprächen mit Freunden, deren Antwort auf meine vorgeschlagene Route L1 ist. Die Route wurde von Hans Losse so geplant, dass eine Lift- oder Busnutzung entfällt. Trotzdem ist an einigen Stellen eine Busnutzung möglich, falls doch mal eine Planänderung dazwischen kommt.
Ende: Brescia
Länge: 430 km
30.000 Höhenmeter im Aufstieg
30 Etappen
Mit dem Start der Tour in Garmisch ist der Startpunkt gut mit der Bahn zu erreichen. Durch die Routenführung haben wir uns entschieden den Endpunkt bei Meran zu setzen. Von Meran aus ist die Rückfahrt nach München problemlos mit dem Zug möglich. Mit ein paar Anpassungen an die Tour selbst (mehr dazu unter meinem Artikel: „Unsere persönliche Alpenüberquerung: Route und Etappen“) war uns eine Verkürzung der Route auf 12 Etappen möglich und passt so perfekt in unseren Zeitplan. Ich nenne unsere Route mal L1kurz.
Unsere Route: Der L1kurz
Im Routenvergleich gewinnt für uns also eine verkürzte Verison des L1. Hier nochmal die Argumente im Überblick für den L1kurz:
- nicht so bekannt und damit auch weniger bewandert (DAS Hauptargument für uns)
- Startpunkt in Garmisch und damit gut mit ÖPNV erreichbar
- Endpunkt bei Meran möglich und damit gute Möglichkeit mit der Bahn wieder zurück nach Deutschland zu kommen
- Anpassung / Verkürzung führt zu 12 Etappen –> Dauer von max. 14 Tagen erreicht
- Keine Busnutzung während der Tour geplant (und trotzdem an einigen Stellen möglich für Notfälle, Planänderungen etc.)
Hier noch die Infos zu unserer verkürzten Route. Den detaillierten Etappenplan mit Angaben zu Höhenmeter, Strecke und unseren gebuchten Hütten findest du in meinem Beitrag: Unsere persönliche Alpenüberquerung: Route und Etappen. Möchtest du noch mehr Informationen zum L1? Dann schaue hier vorbei: Übersicht zu L1 Alpenüberquerungen im Internet.
Ende: Vernagt bei Meran
Länge: 160 km
10.000 Höhenmeter im Aufstieg
12 Etappen
Interessiert dich unsere Route und die einzelnen Etappen? Dann schau dir unsere Routenplanung an!
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