Alpenüberquerung Etappe 1 – Zur Reintalangerhütte

Rucksäcke auf der Zugfahrt

Sechs Uhr morgens, der Wecker klingelt und ich würde mich am liebsten nochmal im Bett umdrehen. Muss ich arbeiten? Nein! Ich habe eigentlich frei… nichtsdestrotrotz stehe ich auf und meine bessere Hälfte mit mir. Kurz frage ich mich, wer auf die Idee mit dieser Alpenüberquerung gekommen ist. Da waren wir wohl beide gleich beteiligt… Ortswechsel: Küche. Wir schmieren unsere Brötchen, pardon, hier heißt es ja Semmeln und packen die restliche Verpflegung in unsere Rucksäcke. Die ist mit je 10 Kilogramm ordentlich voll, aber immerhin wird es nicht schwerer sondern eher leichter in den nächsten Tagen. Ortswechsel Nummer 2: Wir sitzen im Regionalzug von München nach Garmisch. Jetzt geht’s los *Trommelwirbel* Der Berg ruft!

INFO Etappe 1

Weg: Garmisch Bahnhof bis Reintalangerhütte

Höhenmeter: 820 hm hoch, 200 hm runter

Länge: 17,0 km

Dauer: 4:30h

Popularität: Bei Weg über den Kochelberg zu Beginn kaum andere Wanderer, je weiter es ins Reintal geht, desto mehr Wanderer

Technik: Sehr einfache Wanderung ohne ausgesetzte Stellen

Los geht’s in Garmisch

In Garmisch angekommen halten wir uns nach Verlassen des Bahnhofs rechts. Einige Zeit gehen wir durch Wohngebiet: Gepflegte Häuser mit hübschen Gärten. Das lassen wir nach Überqueren eines Bahnübergangs schnell hinter uns. Auch hier halten wir uns rechts, denn wir haben uns entschieden nicht über die Partnachklamm zu laufen, sondern den Weg über den Kochelberg zu nehmen, da wir beide schon in der Partnachklamm waren. Wer sich entscheidet den schönen Weg durch den Partnachklamm zu nehmen, hält sich nach diesem Bahnübergang links (Weg ist ausgeschildert). Wir gehen rechts und 100 Meter weiter geht’s nach links auf einer Wiese weiter. Am ersten, leichten Anstieg folgen wir den Wegweisern Richtung Kochelbergalm. Diese erreichen wir auch recht bald. Ein nettes Haus an einem kleinen See. Leider ist Dienstag Ruhetag, aber für eine Einkehr ist es sowieso noch zu früh.

Wiese bei Garmisch
Von Garmisch geht es zunächst Richtung Kochelberg
Kochelbergalm
Die Kochelbergalm

Richtung Partnach

Mal steiler, mal weniger steil führt der Weg weiter bergauf. Mal durch den Wald, mal an Wiesen vorbei. An der Partnachalm kommen wir bald danach vorbei. Die schöne Sonnenterasse lädt zum Verweilen ein, aber auch hier sind wir erst eine Stunde unterwegs und eine Pause ist noch keine Option. Irgendwann erreichen wir auch die Partnach selbst. Mit dem klarem Wasser sieht der Fluss richtig malerisch aus. Wir entscheiden uns kurz danach für eine erste Pause. Immerhin läuft es sich mit leichterem Rucksack auch besser. Bis zu diesem Punkt war es eine sehr ruhige Wanderung, wir treffen kaum andere Wanderer. Das sollte sich noch ändern. Immerhin sind wir auf den Weg zu Deutschlands höchstem Gipfel.

Blick zurück zur Partnachalm
Blick zurück zur Partnachalm
Die Partnach
Die Partnach

Immer an der Partnach entlang

Der breite Forstweg endet nach einiger Zeit in einem kleinen Parkplatz, ab hier laufen wir auf einem schmaleren Wanderweg weiter. Von der Partnach sehen wir nicht mehr viel. Der Wanderweg befindet sich nun um einiges höher, während das Tosen der Partnach unten in der Klamm meist nur zu hören ist. Aber auch das ändert sich wieder und nach einiger Zeit wandern wir wieder direkt am Fluss entlang. Wir kommen an der dritten Einkehrmöglichleit vorbei: der Bockhütte. Schön an der Partnach gelegen. Ab hier ist es nicht mehr weit: anderthalb Stunden bis zur Reintalangerhütte. Es ist früher Nachmittag und das Wetter hat sich gegenüber vormittags verschlechtert. Der Himmel ist wolkenverhangen und von Sonne keine Spur mehr. Das war auch der Grund, warum wir morgens etwas früher los sind als ursprünglich geplant: Die Wettervorhersage hat Regen für nachmittags gemeldet.

Der Weg führt an der Partnach entlang

Endspurt…

Endspurt für heute! Wir merken vor allem in diesen letzten Kilometern die Beliebtheit dieser Strecke: Wo wir morgens noch keine anderen Wanderer trafen, ist der Weg jetzt quasi übervölkert. Die meisten natürlich mit dem Ziel Zugspitze. Die meisten sind auch wahrscheinlich zum ersten Mal in den Bergen unterwegs. Das ist zumindest der typische Zugspitzbesucher, der übers Reintal auf die Zugspitze geht. Dieser Weg ist nämlich der sicherlich einfachste Weg nach oben verglichen zu den anspruchsvollen Wegen durch das Höllental oder den Stopselzieher (beides mit Klettersteig-Abschnitten). Und der Vollständigkeit halber sei noch der Weg von Ehrwald aus über das Gatterl erwähnt, auch ein eher einfacher Weg, der morgen für den Abstieg vor uns liegt.

…zur Reintalangerhütte

Unser restlicher Weg heute führt weiterhin an der Partnach entlang. Wir kommen an einem Wasserfall vorbei. Von einem Vorsprung lässt sich das Reintal gut überblicken. Nicht mehr weit, nach einiger Zeit sehen wir schon Tische und Stühle an der Partnach sehen. Und nach der letzten Kurve dann auch die Reintalangerhütte selbst. Angekommen 🙂 Wir gönnen uns erst mal ein erfrischendes Getränk und setzen uns an die Partnach. Meine bessere Hälfte kühlt seine Füße im Wasser, aber dafür ist es mir schon zu kalt.

Blick ins Reintal
Blick ins Reintal

Fazit zum ersten Tag

Unser Fazit zum ersten Tag unserer Alpenüberquerung: lange, flache, einfache und eher langweilige Wanderung. Zum Ende hin tolle Ausblicke über das Reintal. Zwischendurch allerlei Einkehrmöglichkeiten, die wir aufgrund eigener Verpflegung heute nicht genutzt haben.

Hüttenbewertung – Reintalangerhütte

Zur Hütte möchte ich nun im letzten Absatz (okay, es ist mehr als ein Absatz geworden) nun für jeden Tag meine ungefilterte Meinung schreiben. Denn bei unseren 12 Übernachtungen  haben wir ein kleines „Hüttenranking“ gebildet. Daher möchte ich dir unsere Erfahrungen nicht vorenthalten.

INFO Reintalangerhütte

Allgemein: Reintalangerhütte, Alpenvereinshütte, 1.369 m

Geöffnet: Mai bis Oktober

Preise: Matratzenlager 13€ p.P.; Frühstück 12€ p.P.

Noch ein Hinweis: Duschmarken kosten 4€ pro Stück (für 4min Duschen).

Lage und Platzangebot

Die Reintalangerhütte liegt geradezu malerisch direkt an der Partnach und das Wasserrauschen ist auch drinnen noch zu hören. Das Personal ist sehr freundlich. Der Gastraum ist rustikal und gemütlich, aber hier zeigt sich schon das erste Manko: Er ist viel zu klein. Es sind mit Abstand zu wenige Plätze für alle Übernachtenden da. Beim Abendessen haben wir es nicht so gemerkt, weil man da noch auf der Terrasse sitzen konnte. Aber beim Frühstück wurde es richtig eng. Vor allem auch, weil noch ein Tisch aufgrund des aufgebauten Frühstückbuffets wegfiel. Auch stehen viel zu viele Stühle ungenutzt im Gastraum herum, die einfach nochmal Platz wegnehmen.

Essen und Matratzenlager

Zum Essen selbst: Das Abendessen und das Frühstück waren gut. Wir hatten das Bergsteigeressen Pasta Bolognese und die Portion war ausreichend groß. Das einfache Frühstück bestand aus Brot, Marmelade, Wurst, Käse, Rühreiern, Kaffee, Tee und Orangensaft. Rühreier und O-Saft sind definitiv ein Pluspunkt! Das Matratzenlager hingegen ist einfach nur furchtbar. Viel zu enge Matratzen (ca. 50cm breit). Mein Nebenmann, und damit meine ich nicht meine bessere Hälfte, hat die ganze Nacht mit mir gekuschelt. Das war ganz toll… nicht! An Schlaf war nicht zu denken. Ich konnte nur sehr schlecht schlafen. Meine bessere Hälfte konnte auch nicht besser schlafen, denn er war zwischen mir und der Wand eingequetscht. Wir hatten noch Glück, dass wir am geöffneten Fenster lagen. Die Luft im Zimmer war trotzdem schrecklich. Ablagemöglichkeit vor dem Bett für Rucksack oder am Kopfenede für die persönlichen Sachen gibt es einfach nicht.

Die Waschräume

In den Waschräumen gibt es jeweils eine Dusche für Frauen als auch eine für Männer. Der kleine Nachteil: Die Dusche kann man nicht abschließen, sondern ist mitten im Waschraum. Noch ein größerer Nachteil: Der Münzautomat, wo man die Münze für warmes Duschwasser einschmeißt, ist VOR dem Waschraum. Ein meinem Fall habe ich deswegen meine bessere Hälfte gebeten, die Münze einzuschmeißen, nachdem ich mich ausgezogen habe. Denn mit der Münze hat man genau vier Minuten warmes Wasser. Mit langen Haaren wird die Zeit schon mal knapp. Daher keine Zeit für das Ausziehen verschwenden!

Hüttenfazit

Insgesamt war das Hüttenerlebnis vor allem wegen des beengten Matratzenlagers eher negativ. Da dieser Punkt alles andere überschattet, kann ich die Hütte nicht weiter empfehlen. Hier wird der Touristenansturm auf die Zugspitze ganz klar mit den schmalen Matratzen zugunsten des Komforts ausgenutzt. Macht 2 von 5 Hütten in unserem Ranking 😉

Bildergalerie Etappe 1 - Klick auf die Bilder für eine größere Ansicht

Etappe 2

Hier gibt’s die Etappenübersicht!

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