Alpenüberquerung Etappe 2 – Zur Gaistalalm

Wenn man diesem Tag einen Titel verpassen müsste, dann wäre es vermutlich dieser hier: Vom Regen in die Traufe, eine Wanderung in drei Akten. Warum? Das erfahrt hier weiter unten. Ein Blick aus dem Fenster am Morgen: Ich sehe nichts…. außer einer weißen Wand. Dazu gesellt sich leichter Regen. Bei gutem Wetter war der Plan einen Abstecher auf die Zugspitze zu machen und dann den ursprünglichen Weg fortzusetzen. Das hat sich wohl mit diesem schlechtem Wetter erledigt. Wir würden ohnehin am Gipfel nichts sehen. Und warum die Beibehaltung des eigentlichen Plans ganz gut war, darauf komme ich später auch.

INFO Etappe 2

Weg: Reintalangerhütte bis Gaistalalm

Hinweis: diese Angaben beziehen sich auf die tatsächlich gegangene Strecke mit Umweg

Höhenmeter: 1090 hm hoch, 1080 hm runter

Länge: 15,7 km

Dauer: 5:30h

Popularität: Bis zur Knorrhütte viel los, ab dem Gatterl bis Steinernes Hüttl weniger

Technik: Mittelschwere Wanderung mit teilweise ausgesetzten Stellen

Zur Knorrhütte

Aufgrund des Gut-Wetter-Plans (der sich dann wohl erledigt hat) sind wir pünktlich um 6.30 Uhr beim Frühstück und um 7 Uhr bereit zum Aufbruch. Regenhose drüber gezogen und los geht’s. Zu Beginn wandern wir wie schon am Vortag an der Partnach entlang. Wir queren eine Wiese, an derem anderen Ende der Weg steil bergauf führt. An Latschenfeldern vorbei wird der Weg felsiger. Durch eine Rinne geht es über Geröll weiter nach oben. Wir halten uns rechts und kommen zum letzten Anstieg vor der Knorrhütte. Der Nebel ist so dicht, dass wir erst ca. 30 Meter vor der Knorrhütte das Gebäude erkennen können. Dabei liegt die Knorrhütte eigentlich so, dass wir sie beim Anstieg von der Reintalangerhütte bei gutem Wetter ständig im Blick hätten. Auch ein Blick zurück in das Reintal zeigt uns nur eine weiße Wand.

Nebel im Reintal
Dichter Nebel weit und breit
Die Knorrhütte im Nebel
Da ist sie: Die Knorrhütte
Nebel an der Knorrhütte
Aussicht von der Knorrhütte Richtung Reintal… wie Sie sehen, sehen Sie nichts!

Am Gatterl

Der Weg Richtung Gatterl führt weiter durch felsiges Gelände, ist ansonsten aber relativ langweilig, da wir durch den Nebel nicht sonderlich weit blicken können. Dieser Teil der Wanderung soll bei gutem Wetter beste und atemberaubende Aussichten bieten. Nur nicht für uns heute. Zwischendurch kommen wir an einer religiösen Stätte vorbei, die von anderen Wanderern mit einer großen Anzahl an Steinmännchen versehen wurde. Wenig später erreichen wir das Gatterl: die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Wir wollen hier Pause machen, aber wegen plötzlich einsetzendem starken Regen, verschieben wir die Rast auf später.

Wanderung im Nebel
Religiöse Stätte auf dem Weg zum Gatterl
Das Gatterl - die Grenze zwischen Österreich und Deutschland
Das Gatterl – die Grenze zwischen Österreich und Deutschland

Schlammschlacht

Nach dem Gatterl wird es kurz anspruchsvoll: ein steiles, seilversichertes Stück bergab. Der Regen tut sein übriges, der Fels ist ziemlich rutschig. Aber auch das geschafft. Kurz darauf kommen uns drei Wanderer in eher unzureichender Ausrüstung entgegen. Keine Regenjacken und eher Sneakers als ordentliche Wanderschuhe an den Füßen. Das war wohl auch der Grund, warum sie so aussahen, wie sie aussahen: Zwei von den dreien sind schlammverschmiert. Wir grüßen, wundern uns und gehen weiter. Kurz darauf erreichen wir auch das Stück Wanderweg, das für den Zustand der drei Gestalten zuständig gewesen sein wird. Ein steiler Anstieg über eine Wiese. Der Weg ist so verschlammt, dass wir ständig wegrutschen und uns kaum halten können. Mit noch mehr Regen wird das Stück in einigen Stunden ziemlich sicher unpassierbar (wie sich später auch in unserer Übernachtungsstätte herausstellt, dazu weiter unten mehr).

Klatschnass

Kurz nach der Abzweigung Richtung Ehrwald (wir gehen die andere Richtung um zur Gaistalalm zu gelangen) setzt heftiger Sturzregen und starker Wind ein. Ein richtiger Sturm, in den wir da hinein geraten sind. Gut, dass wir nicht auf die Zugspitze gegangen sind, das wäre ein Desaster gewesen. Wir gehen auf einem steilen Geröllfeld einen recht schmalen Wanderpfad entlang. Auf der Wiese danach verlieren wir kurz die Orientierung, da der Weg nicht markiert ist und wir aufgrund des Wetters kaum Sicht haben. Hier zeigt sich der Vorteil von unserer GPS-Navigation, mit deren Hilfe wir wieder den richtigen Weg finden. Ein hoch auf komoot: Ich bin sehr zufrieden mit der Offline-Navigation und kann sie zu 100% weiter empfehlen (wie auch die komoot-App selbst).

Steinernes Hüttl

Es regnet nicht mehr in Strömen und der Nebel lichtet sich ein wenig. Der Weg führt in Serpentinen Richtung Tal. In etwa einer halben Stunde sollten wir das Steinerne Hüttl erreichen. Eine nette, kleine Alm auf dem Weg zum unserem Tagesziel. Die ganze Zeit liege ich meiner besseren Hälfte in den Ohren, dass wir uns dort erstmal aufwärmen, einen warmen Apfelstrudel essen und heiße Schokolade trinken. In meiner Vorstellung ein Paradies auf Erden nach dem grausamen Wetter. Übrigens das schlechteste Wetter auf der gesamten Tour, um das hier mal vorweg zu nehmen. Meine Vorstellung löst sich dann bei Ankunft am Steinernen Hüttl flugs in Luft auf: Die Hütte ist geschlossen mit dem Hinweis, dass die Pächter erst spät wieder kämen, da sie sich ums Vieh kümmern müssten. Getränke sind im Brunnen und Kuchen steht portioniert vor der Tür mitsamt eines Schraubglases für das Geld. Preise für alles sind ausgewiesen. Sitzplätze gibt es. Nur draußen… Diese Enttäuschung kann ich nicht verbergen. Wir essen trotzdem ein Stück Kuchen (sehr lecker!) und machen uns dann auf den Weiterweg zur Gaistalalm.

immer noch im Nebel wandern
Der Nebel lichtet sich
Der Nebel lichtet sich leicht. Zeit für ein Foto mit mehr Aussicht!

Die Enttäuschung

Vom Steinernen Hüttl sind es noch anderthalb Stunden Abstieg bis zu unserer Übernachtungsmöglichkeit und dann können wir uns endlich aufwärmen. Lediglich hundert Meter weit gekommen, sehen wir folgendes rotes Hinweisschild:

Wegsperrung zur Gaistalalm
Wegsperrung zur Gaistalalm

Eine Wegsperrung. Im Ernst!? Wow, nachdem schon mein Traum nach Aufwärmen in einer warmen Stube keine halbe Stunde vorher geplatzt war, ist diese Enttäuschung eine noch viel größere. Wir wissen erstmal nicht so genau, wo dieser „Südwandsteig“ überhaupt entlang führt. Nach einem Blick auf unsere Wanderkarte wird uns klar: das ist ein nicht ganz unerheblicher Umweg. Was uns (noch) nicht klar ist: Statt einer Stunde sollte es noch drei Stunden dauern, bis wir die Gaistalalm erreichen.

Umweg mit Hindernissen

Nun gut, wieder umgekehrt und statt runter erstmal wieder einige hundert Höhenmeter bergauf. Wir müssen den Predigstein umrunden um dann hinunter zur Gaistalalm zu gelangen. Andere Wanderer am Steinernen Hüttl warnen uns vor Schlamm und Kuhscheiße auf diesem Weg. Kurz danach wissen wir wieso. Wir kommen kaum vorwärts. Der Weg ist morastig. Dazu kommen riesige Kuhfladen. Das ändert sich zwei Stunden lang nicht. Eine Kuhweide nach der anderen… Einmal gibt es am Weidezaun kein kleines Tor oder ein Drehtürchen oder ähnliches, wo wir leicht durchgehen könnten. Wir müssen über den Weidezaun klettern. Der ist derart hoch und meine Beine sind derart kurz, dass ich drei mal eine gewischt bekomme und mich meine bessere Hälfte vor einem rückwärtigem Sturz Richtung Tal bewahrt. Ja, wir haben heute wohl das Pech gepachtet.

Blick zurück zum Steinernen Hüttl
Blick zurück zum Steinernen Hüttl (etwa in der Mitte des Bilds)
Kuhherde am Weiden

Eine Stunde nach dem prägenden Erlebnis mit dem Weidezaun kommen wir zu einem Forstweg. Kein Matsch, keine Kuhscheiße, einfach ein schöner, befestigter Weg. Ich sage nie wieder was gegen langweilige Forstwege. Wegweiser Richtung Gaistalmalm: 1 3/4 Stunde. Den Weg bringen wir in einer Stunde hinter uns. Trotzdem insgesamt ein etwa dreistündiger Umweg vom Steinernen Hüttl zur Gaistalalm.

Endlich da!

An der Gaistalalm angekommen eine positive Nachricht: Wir sind die einzige Reservierung für diese Nacht, alle anderen Übernachtungsgäste haben wegen des Wetters abgesagt. Ein Wanderer musste anscheinend hinter dem Gatterl rumdrehen, weil er nicht weiter gekommen ist… Das heißt, wir haben das Bettenlager für uns. Juchu! Wir haben tatsächlich Glück im Unglück: Im Juni hatte ich zur finalen Reservierung unserer Schlafplätze nochmals angerufen. Das wurde aber nicht an die Hüttenwirtin weiter gegeben. Sie hatte uns daher eigentlich nicht auf dem Schirm. Wären wir eine Stunde später angekommen, hätten wir daher vor verschlossenen Türen gestanden und wir hätten uns eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen müssen.

die Gaistalalm
Die Gaistalalm (aufgenommen am nächsten Morgen bei gutem Wetter)

Hüttenbewertung – Gaistalmalm

Die Gaistalalm ist eine urige Alm, nicht weit vom Ort Leutasch entfernt. Für Übernachtungsgäste gibt es ein Lager für 10 Personen. Die Matratzen sind gefühlt doppelt so breit wie in der Reintalangerhütte. Jeder hat genug Platz. Wir heute sowieso, da wir die einzigen Übernachtungsgäste sind. Im Lager gibt es eine Waschmöglichkeit: ein Waschbecken, das man mit einem Vorhang vom restlichen Raum abtrennen kann. Dusche gibt es keine.

INFO Gaistalalm

Allgemein: Gaistalalm, private Hütte, 1.366 m

Geöffnet: Mai bis Oktober

Preise: Matratzenlager inkl. Frühstück 24€ p.P.

Noch ein Hinweis: Keine Duschen vorhanden.

Viel Platz, gutes Essen und keine Dusche

Das Abendessen müssen wir direkt nach unserer Ankunft um 16 Uhr einnehmen und um 20 Uhr ist Hüttenruhe. Das ist aber für uns nach diesem Tag absolut kein Problem, denn wir sind nach dieser „Schlammschlacht“ furchtbar fertig und müde. Zum Abendessen gibt es Kaspressknödelsuppe mit zwei riesigen Knödeln. Am nächsten Morgen wird uns ein einfaches Frühstück mit Brot, Marmelade, Wurst, Käse und Kaffee serviert.

Hüttenfazit

Kleine, einfache Alm mit gutem Essen und angemessenem Lager. Keine Duschmöglichkeit, aber mit Waschmöglichkeit im Zimmer. Gibt 3 von 5 Hütten in unserem Hüttenranking.

Bildergalerie Etappe 2 - Klick auf die Bilder für eine größere Ansicht

Etappe 1

Etappe 3

Hier gibt’s die Etappenübersicht!

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