Alpenüberquerung Etappe 12 – Nach Meran

Letzter Tag. Ich denke mir: Was, schon vorbei!? Die zwölf Tage sind wie im Flug vergangen. Was wir nicht alles erlebt haben, Höhen und Tiefen (ja der Wortwitz musste sein!): von sehr guten bis sehr schlechtem Wetter, von sehr gut vorbereiteten bis schlecht vorbereiteten anderen Alpenüberquerern, von sehr guten bis eher mittelmäßigen Übernachtungsherbergen und natürlich nur großartige Aussichten (fast immer). Aber insgeheim freuen wir beide uns auch ein bisschen auf das Hotelzimmer mit eigenem Bad in Meran.

INFO Etappe 11

Weg: Martin-Busch-Hütte bis Stausee Vernagt

Höhenmeter: 470 hm hoch, 1250 hm runter

Länge: 10,5 km

Dauer: 4:00 h

Popularität: Sehr viel los aufgrund E5-Route, am besten früh starten

Technik: Einfache bis mittelschwere Wanderung, beim ersten Stück hinter der Similaunhütte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich

Beim Frühstück setzen wir uns in den Nebenraum. Dort ist es leiser und ruhiger. Frühstück ist okay mit Brot, Marmelade, Käse, Wurst und einer Tasse Kaffee. Orangensaft gab es leider nicht. Schade. Naja auch ohne O-Saft fühlen wir uns gestärkt und sind bereit für die Überquerung des Alpenhauptkamms. Tatsächlich ist das erst heute der Fall. Eine Alpenüberquerung gilt ja gemeinhin erst als „wirkliche“ Alpenüberquerung, wenn man den Alpenhauptkamm überquert hat (schon wieder was gelernt). Puh Glück gehabt, dass wir das dann heute auch noch machen 🙂

Der frühe Vogel…

Wir sind mit gefühlt einhundert anderen Menschen im Vorraum zum Trockenraum und ziehen unsere Wanderschuhe an. Aber zum Glück müssen sich die Wandergruppen danach erst finden und sammeln. Wir gehen in der Zwischenzeit schon mal vor. Die Uhr zeigt kurz vor sieben an. So früh waren wir selten auf der Tour schon unterwegs. Der Weg ist noch leer und das wollen wir nutzen! Ein letzter Blick auf die Martin-Busch-Hütte, unsere letzte Übernachtungshütte auf unserer Tour, und wir gehen los.

Martin Busch Hütte
Blick zurück zur Martin-Busch-Hütte

Zur Similaunhütte

Der Weg führt Richtung Similaun-Hütte und Niederjoch. Links von uns liegt der Marzellkamm, der Marzellferner und Niederjochferner voneinander trennt. Rechts von uns liegen die Gipfel Kreuzspitze, Kreuzkogel, Sennkogel und Saykogel. Der Saykogel ist auch gut als Tagetour von Vent zu erklimmen, denn man braucht keine Gletscherausrüstung für die Tour, hat aber oben eine wunderbare Aussicht auf alle umliegenden Gletscher.

An der Ötzi-Fundstelle vorbei

Wir laufen an der Ache des Niederjochferners entlang. Teilweise ist der Weg matschig, größtenteils jedoch steinig und felsig. Der Weg ist unspektakulär, fast könnte man sagen langweilig. Langsam aber stetig geht es bergauf. Eine Weggabelung auf dem Weg lässt uns kurz innehalten. Nach rechts geht es zur Fundstelle des Ötzi. Nicht weit von der Simimlaunhütte, genauer am Tisenjoch, wurde nämlich 1991 dessen Mumie gefunden. Wir sparen uns den Umweg und nehmen den direkten Weg zur Similaunhütte. Dort gibt es ja eh nichts besonderes zu sehen. Die Mumie ist natürlich mittlerweile längst woanders.

Weg zur Similaunhütte
Weg zur Similaunhütte, die man gaaanz klein schon erkennt

Blick auf den Niederjochferner

Wir erreichen nach etwa einer Stunde schon den unteren Teil des Niederjochferners. Oder sagen wir: was davon übrig ist. Die Gletscherzunge ist nämlich in den letzten Jahren massiv zurück gegangen. Ab hier wird es steil. Aber das Stück soll auch kein Problem sein. Über ein paar Schneefelder erreichen wir die Similaunhütte auf 3.019 Metern. Von hier genießen wir die Aussicht auf den Niederjochferner (auch Similaungletscher genannt). Der Blick auf den Vernagter Stausee wird uns durch eine tiefhängende Wolkenschicht gerade so verdeckt. Macht aber nichts, den sollen wir später noch besser sehen!

Blick auf den Niederjochferner
Blick auf den Niederjochferner
Similaunhütte mit alter Seilbahn
Similaunhütte mit alter Seilbahn
Blick ins Tals bzw. in die Wolkendecke
Blick ins Tals bzw. in die Wolkendecke

Der letzte Abstieg

Ab da geht es nur noch bergab (etwa ein erstes Omen bezüglich unseres Hotelzimmers?). Zunächst sehr steil über Treppen und einem in Serpentinen sich den Berg hinabwindenden schmalen Wanderpfad. Dann flacher und auch grüner werdend. Leider auch irgendwann ziemlich neblig, denn wir müssen ja noch durch diese fiese Wolkenschicht durch. Wir kommen an Schaf- und Kuhherden vorbei. Und irgendwann ist es soweit: Wir sehen den Vernagter Stausee in seiner ganzen Pracht.

Weg zum Stausee Vernagt
Weg zum Stausee Vernagt
Der Stausee Vernagt ist gerade so hinter den Wolken zu erkennen
Der Stausee Vernagt ist gerade so hinter den Wolken zu erkennen

Unser Ziel: Vernagt!

Ab da nur noch durch das kleine Örtchen Vernagt durch zu unserem Ziel: die Bushaltestelle in Vernagt. Von dort fährt der Bus nach Meran. Glück gehabt: In einer halben Stunde kommt der nächste (gar nicht mal selbstverständlich, dass hier jede Stunde ein Bus fährt…). Nach und nach gesellen sich noch andere Alpenüberquerer zu uns an die Bushaltestelle. Zumindest Leute, die mit uns in der Martin-Busch-Hütte übernachtet haben.

Angekommen in Vernagt
Angekommen in Vernagt

Meran

Der Bus kommt pünktlich und in den zwei Stunden Busfahrt bis Meran kommen wir in vielen kleinen Bergdörfern vorbei. Endlich in Meran angekommen machen wir uns zu Fuß vom Busbahnhof zu unserem Hotel: Das Grand Hotel Bellevue. Wir bekommen ein schönes Zimmer, was aber ziemlich stickig ist. Eine Klimaanlage gibt es zu unserer Überraschung nicht! Tja, das heißt auch eine stickige Nacht, denn die 30 Grad tagsüber bestehen nachts weiterhin. Es kühlt einfach nicht ab. Wir wünschen uns doch wieder die Berghütten zurück, in denen es wenigstens angenehm kühl war 🙂 Alles in allem haben wir in dieser Nacht kaum ein Auge zugetan… Wahrlich die schlechteste Nacht während der gesamten Tour. Letzter Platz im Hüttenranking! Auch das sehr leckere Frühstück kann da nichts mehr rausreißen…

Trotz der unentspannten Nacht hatten wir noch einen entspannten Tag in Meran. Wir nehmen den Regionalzug nach Bozen und steigen dort in einen Eurocity, der ohne Umsteigen nach München fährt (perfekt für ein längeres Nickerchen). Nach zwei Wochen Alpenüberquerung sind wir wieder dahoam!

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Etappe 11

Hier gibt’s die Etappenübersicht!

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