Zweitageswanderung zum Refugio de Urriellu – Tag 2

Refugio de Urriellu – Refugio de la Terenosa – Bulnes – Poncebos

Die Verwendung von Superlativen liegt mir meist fern, aber zu unserer Nacht im Refugio de Urriellu kann ich nur sagen: Das war eine der schlimmsten Nächte, die wir je auf einer Berghütte hatten. Wie schon berichtet gibt es im Refugio de Urriellu ausschließlich Matratzenlager. Wir haben zwei Schlafplätze in der Mitte vom Lager bekommen. Die Matratzen sind recht breit. An sich alles super und kein Problem. Wäre da nicht der menschliche Faktor: Sowohl neben mir als auch neben meiner besseren Hälfte liegen nachts zwei notorische Schnarcher. Also nicht diese harmlosen, die eher tief atmen, sondern welche, die so richtig Holz sägen.

Trotz Benutzung von Ohropax (die ich zum Glück immer dabei habe), ist an Schlaf nicht zu denken. Ich drehe mich von der einen zur anderen Seite. Und wieder zurück. Irgendwann sehe ich, dass meine bessere Hälfte auch wach ist. Wir erklären dem jeweils anderem in gemäßigter Lautstärke, dass wir beide unsere Nachbarn HASSEN. Irgendwann früh morgen fange ich an auf meinem Handy Nachrichten zu lesen. Ich drehe den Bildschirm extra in die Richtung meines Nachbarn, weil ich hoffe, dass er durch das Licht wach wird. Wird er nicht.

Um fünf stehen dann die ersten um uns herum auf. Unsere Nachbarn auch. Wir freuen uns lautlos und schlafen bis halb sieben. Frühstück gibt es bis neun, daher haben wir keine Eile. Das spanische Hüttenfrühstück besteht aus einer Tasse Instantkaffee, einem Pack Crackern und Marmelade, die wir uns auf die Cracker schmieren können. Okay, kein Wunder, dass Frühstück nur 5€ kostet. Wir verabschieden uns und machen uns draußen vor dem Refugio fertig. Da merken wir erst, wie kalt es draußen ist. Temperaturen sind in einem niedrigen einstelligen Bereich. Das Wetter ist ansonsten wie am Vortrag bombastisch! Blauer Himmel über uns. Die Sonne ist noch hinter den Bergen versteckt.

INFO Zweitagestour Refugio de Urriellu - Tag 2

Lage: Picos de Europa

Weg: Refugio de Urriellu über Refugio de la Terenosa und Bulnes nach Poncebos

Höhenmeter: 30 hm hoch, 1700 hm runter

Länge: 12,8 km

Dauer: 6:00 h

Popularität: Sehr populär. Der Weg über das Refugio de la Terenosa scheint der „Standard“-Anstieg zum Refugio Urriellu zu sein. Daher viel los.

Technik: Mittelschwere Wanderung: Kondition und Trittsicherheit erforderlich.

Der Weg führt zunächst in kleinen und großen Serpentinen bergab. Nach einigen hundert Metern müssen wir darauf achten uns rechts zu halten, denn wir möchten den Weg Richtung Refugio de la Terenosa nehmen. Links führt ein steilerer Weg direkt nach Bulnes. Die Landschaft ist felsig und steinig mit teils riesigen Gesteinsbrocken. Nach einigen hundert Höhenmetern bergab wendet sich der Pfad Richtung Nordosten. Der weitere Wegverlauf ist weniger steil. Die Landschaft wird wieder grüner, auf den Wiesen weiden Kühe (meine besten Freunde :)). Je länger wir gehen, desto mehr Menschen kommen uns auch entgegen, deren Tagesziel wohl der Picu Urriellu und vielleicht das Refugio de Urriellu ist.

Bergblick bei Sonnenaufgang
Bergblick bei Sonnenaufgang
Wegverlauf vom Refugio de Uriellu zum Refugio de la Terenosa
Wegverlauf vom Refugio de Urriellu zum Refugio de la Terenosa

Wir erreichen das Refugio de la Terenosa. Es sieht so aus, als wäre hier niemand. Keine Menschenseele zu sehen. Auf der Steinmauer machen wir trotzdem eine kurze Snackpause. Statt hier direkt nach Nordwesten Richtung Bulnes abzubiegen, entscheiden wir uns zunächst auf dem Pfad Richtung Sotres weiterzugehen. Auf der großen Kuhweide an der Wegabzweigung einige Zeit später biegen wir dann doch nach Bulnes ab. Der weitere Weg führt am südlichen Hang des Cabeza la Mesa (1610m) weiter. Es ist um die Mittagszeit und mittlerweile richtig warm. Der Weg führt anfangs noch in der prallen Sonne entlang. Später dann im Dickicht des Waldes.

Das Refugio de la Terenosa
Das Refugio de la Terenosa
Sicht auf den Picu Uriellu und andere Berge der Picos de Europa
Picu Urriellu links im Hintergrund

Ab hier wird es anstrengend. Dadurch, dass der Wanderweg mehrmals den Bachlauf Reguera Jelguera kreuzt und im Schatten verläuft, ist der Weg durchgängig sehr schlammig. Also wirklich seeehr schlammig. Da das Wetter die Tage davor sehr gut war, vermute ich, dass der Weg wohl immer diesen Zustand hat und das ganze bei schlechtem Wetter noch schlimmer ist. Kurz vor Bulnes verbessert sich die Lage. Wir erreichen den Aussichtspunkt „Mirador Naranjo de Bulnes“. Von dort hat man einen guten Blick auf den Urriellu, aber auch nichts außergewöhnliches. Da hatten wir am ersten Tag eine bessere Aussicht 🙂 Am Aussichtspunkt treffen wir aber ein sehr nettes älteres, englisches Ehepaar (schätzungsweise so Mitte 70), das sich mit uns über Reisen allgemein und Wanderreisen im Speziellen unterhält (die beiden waren u.a. auch schon gemeinsam in Nepal). Sehr nett die beiden!

Bachlauf
Auch wenn es stellenweise matschig ist: der Bachlauf hat auch schöne Seiten!

In Bulnes angekommen, machen wir eine Pause in einem netten Café vor Ort, trinken erstmal was und beobachten ein bisschen das Treiben vor Ort. Da wir noch über eine Stunde zu laufen haben, bleiben wir dann aber doch nicht so lange und machen uns auf die letzte Etappe der Zweitagestour. Von Bulnes führt uns der Weg vorbei an der Bergstation der Standseilbahn zwischen Poncebos und Bulnes. Diese Bahn, „Funicular de Bulnes“, verläuft zwei Kilometer mitten durch den Berg hindurch und ist die einzige verkehrstechnische Verbindung von Bulnes mit der Außenwelt. Bis heute ist Bulnes nämlich die einzige asturische Gemeinde ohne Zugang zu einer Straße (das soll es geben!). Fun Fact: Ein Tripadvisor-Nuzer schreibt extra in seine Bewertung zu Bulnes hinzu, dass es im Dorf sehr wohl „richtige“ Toiletten gibt, für all diejenigen, die sich darum Sorgen machen…

Blick in das kleine Bergdorf Bulnes
Häuser in dem Bergdorf Bulnes
Hier zu sehen: Das Café, wo wir Pause gemacht haben

Für 0,5 Sekunden überlegen wir die Funicular zu nehmen, entscheiden uns dann aber doch dagegen. Bei dem schönen Wetter genießen wir die letzten Höhenmeter durch die Schlucht des Tejo. Der Rundweg schließt sich. Der Weg durch die Schlucht ist der gleiche wie tags zuvor. Heute sehen wir keine Bergziegen, aber dafür umso mehr Menschen, die bei diesem Wetter sich für den anstrengenden Weg durch die Schlucht nach Bulnes entscheiden, statt die Standseilbahn zu nehmen. Gut, mit 17€ einfache Fahrt bzw. 22€ für Hin- und Rückweg auch eher ein teures Vergnügen (zur Info für alle diejenigen, die mit dem Gedanken spielen die Bahn zu nehmen). Wir kommen nachmittags in unserem Hotel in Poncebos an, gönnen uns eine heiße Dusche und fahren zum Tapas essen nach Las Arenas, wo wir den Tag ausklingen und unsere Zweitagestour Revue passieren lassen!

Der Weg durch die Tejo-Schlucht
Den Weg kennen wir schon 🙂
Bildergalerie Refugio de Urriellu Tag 2 - Klick auf die Bilder für eine größere Ansicht

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Hier gibt’s die Übersicht zu unseren Touren in den Picos de Europa!

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