Zweitageswanderung zum Refugio de Urriellu – Tag 1

Vor uns liegt eine zweitägige Tour in das Herz der Picos: Unser Ziel für heute ist der Picu de Urriellu, die bekannteste Erhebung in den Picos de Europa überhaupt. Wir wollen zwar nicht auf den Picu Urriellu hinauf, aber an dessen Fuß befindet sich das Refugio de Urriellu. Eine urige Berghütte, für die wir für eine Nacht zwei Plätze im Matratzenlager reserviert haben.

INFO Zweitagestour Refugio de Urriellu - Tag 1

Lage: Picos de Europa

Weg: Poncebos über Refugio Jou de los Cabrones zum Refugio de Urriellu

Höhenmeter: 2100 hoch, 300 hm runter

Länge: 13,5 km

Dauer: 7:30 h

Popularität: Im Sommer ist einiges los auf dem Weg nach Bulnes, ansonsten nur vereinzelt einige Wanderer.

Technik: Schwere Wanderung: Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich.

Zwischen uns und dieser tollen Hütte liegen aber noch etwa 14 Kilometer und rund 2000 Höhenmeter. Daher starten wir kurz nach dem Frühstück um neun Uhr (eigentlich ganz schön spät für uns, aber normal für Spanien) und machen uns auf den Weg. Vom Hotel gehen wir das erste Stück an der Straße entlang, die auch zur Cares Schlucht führt. Diese Etappe sollten wir aber drei Tage später machen. Erfahre mehr über unsere Wanderung in der Cares-Schlucht.

Straße, die zur Cares-Schlucht führt
Straße, die zur Cares-Schlucht führt und die wir auch zum Start der Wanderung nehmen müssen
Wegschild am Anfang der Wanderung
Wegschild am Anfang der Wanderung

Durch die Schlucht

Am Hinweisschild biegen wir nach links in ein Nebental des Cares ab. Wir überqueren den Fluss Tejo über eine Brücke und laufen im Schatten weiter. Das sollte sich bald ändern, momentan ist die Sonne jedoch noch hinter den Bergen versteckt. In dieser Schlucht queren wir wenig später noch eine Brücke. Der Weg wird steiler und schlängelt sich die Schlucht hinauf. Kurz darauf sehen wir ein paar Bergziegen vor uns. Als ob sie uns den Weg zeigen wollten, laufen sie für einige Zeit vor uns her. Als noch andere Wanderer an uns vorbei ziehen, ist das ihnen wohl zu viel Trubel und sie setzen ihren Weg am Hang fort.

Der Weg ist ziemlich steinig, insgesamt aber relativ flach verlaufend. Trotzdem steigen wir immer weiter in der Schlucht empor. Stets am Fluss entlang, den wir hin und wieder auch mal sehen. So langsam steigt die Sonne hinter den Bergen auf und der Schatten zieht sich zurück. Nach der nächsten Kehre sehen wir ein paar Häuschen. Der Wanderweg biegt nach rechts ab und führt in Serpentinen den Berg empor. Anderthalb Stunden nach unserem Start sind wir am Bergbauerndorf Bulnes de Ariba angekommen.

Brücke über den Cares-Fluss
Brücke über den Cares-Fluss
Zwei Kühe, eine küsst die andere
„Tierische Liebe“ kurz vor Bulnes de Ariba

Hoch zur Majada de Amuesa

Von dort geht es relativ flach in einem Hochtal über grüne Wiesen weiter. Doch die nächste Herausforderung können wir bereits vor uns sehen: Am Ende des Tals wartet ein ziemlich steiler Hang, der Canal de Amuesa. Dort müssen wir hoch. In Serpentinen schlängelt sich der Weg am Berg entlang. Der Nachteil: der Weg liegt in der prallen Sonne. Jetzt am späten Vormittag ist es schon recht warm und wir kommen ordentlichen ins Schwitzen an dem Teil der Etappe.

Kurz vor dem Sattel müssen wir noch an einer Herde Kühe vorbei. Die steilen und engen Stellen des Wanderweges bieten keinen Platz für Mensch und Kuh, daher weiche ich lieber aufs Gras aus. Das ist zwar im Aufstieg anstregender, aber was tut man nicht alles, um diesem Tier ja nicht zu nah zu kommen 😉 Das ist geschafft und wir erreichen den Sattel und die „Majada de Amuesa“, also die Amuesa-Alm, wo früher das Vieh im Sommer geweidet hat. Heute sind noch ein paar Steinhütten zu sehen. Von hier haben wir einen tollen Ausblick auf die Picos. Und, noch wichtiger: Wir nutzen mal unsere Sonnencreme, denn mittlerweile brennt die Sonne ganz schön vom Himmel hinab.

Canal de Amuesa
Canal de Amuesa: Wir schauen auf den steilen Anstieg zurück, fast geschafft!

Von grünen Wiesen in die felsige Karstlandschaft

Drei Stunden nach unserem Start haben wir 1100 Höhenmeter geschafft, also etwas mehr als die Hälfte. Daher machen wir uns auch direkt wieder auf den Weg. Wir biegen nach links ab, Richtung Refugio Jou de los Cabrones. Der Weg führt steil die Bergflanke hinauf. Die umliegende Landschaft sind Wiesen und Weiden für Kühe. Nach einigen hundert Höhenmetern fängt die felsige und steinige Landschaft an. Das grün wird hier schlagartig weniger.

Die erste kleinere „Kletterstelle“, über die eine Seite eines riesigen Felsbrockens. Solche Stellen sollten uns noch öfter begegnen. Es ist schon nach Mittag und wir spüren, dass wir seit dem Frühstück nichts Festes mehr zwischen den Zähnen haben. Zeit für eine kleine Snackpause. Das Wetter ist super und wir genießen die super Aussicht auf die Picos de Europa. Die Karstlandschaft um uns herum ist wirklich beeindruckend.

Blick über die Picos de Europa
Grandioser Blick über die Picos de Europa

Anspruchsvoller Wanderweg mit einigen Kletterstellen

Wir machen uns auf den weiteren Weg, immerhin noch eineinhalb  Stunden bis zum Refugio Jou de los Cabrones. Die Landschaft ist zerklüftet. Der Weg wird anspruchsvoller. Die nächste Kletterstelle wartet auf uns: gefühlt senkrecht geht es nach oben. Immerhin gibt es ein Seil zum Festhalten. Am oberen Ende wartet ein spanischer Wanderer darauf, dass er nach uns hinunter klettern kann. Geschafft. Oben angekommen geht es jedoch schon gleich wieder bergab…

Die nächste anspruchsvolle Stelle kommt nicht viel später. Auf einem schmalen Absatz die fast senkrecht Wand queren. Wieder ein Seil zum Festhalten. Nach unten geht es schon so zwanzig Meter. Schwindelfreiheit ist hier unbedingt erforderlich. Die Passage ist aber nicht sonderlich schwierig. Noch ein paar Biegungen des schmalen Wanderpfads und wir haben das Refugio des Jou de los Cabrones erreicht, das in einem kleinen Hochtal liegt und laut eigenen Aussagen auf der Homepage die mit am schwierigsten zu erreichende Berghütte in Spanien ist.

Grandioser Blick über die Picos de Europa
Zweiter grandioser Blick über die Picos de Europa

Am Refugio Jou de los Cabrones

Das Refugio Jou de los Carbones ist sehr klein, es besteht aus einer Stube, eine Treppe führt unter das Dach. Dort schaut sich der Hüttenwirt gerade eine Netdlix-Serie oder ähnliches an. Es ist nämlich nichts los, wir sind die einzigen Gäste. Wir gönnen wir uns erstmal jeder eine Cola. Das muss jetzt sein. Knapp 2000 Höhenmeter liegen hinter uns. Es ist drei Uhr nachmittags. Die letzte Etappe liegt vor uns: noch zweieinhalb Stunden zum Refugio de Urriellu. Das liegt auf ähnlicher Höhe wie das Refugio Jou de los Cabrones. Trotzdem bescheren uns Zwischenanstiege nochmal 200 Höhenmeter zusätzlich.

Vom Refugio führt der Weg wieder bergauf. Um sich dann wieder steil bergab zu schlängeln. Danach steigt der Weg wieder an. Wir erreichen eine weitere Kletterstelle, bei der wir auf ein anderes deutsches Wanderpärchen stoßen. Die beiden scheinen zum Refugio Jou de los Cabrones unterwegs zu sein und fragen uns nach dem weiteren Wegverlauf. Die Kletterstelle (ca. kurz vor Kilometer 11 gelegen) ist nicht zu empfehlen, da es ohne Sicherung eine ziemlich steile und glatte Felswand zu queren gilt. Hier gibt es zwar Markierungen, aber der eigentliche Weg führt in dem Tal weiter unten entlang. Das stellen wir aber erst danach fest.

Refugio Jou de los Cabrones
Refugio Jou de los Cabrones
Refugio Jou de los Cabrones
Blick zurück zum Refugio Jou de los Cabrones

Spitzen Aussicht

Der höchste Punkt unserer Tour liegt uns bevor. Es ist der Sattel zwischen dem Torres Areneras und dem Neveron de Urriellu auf knapp 2300 Höhenmeter. Danach führt der Weg steil bergab und wird flacher, während er am Bergrücken des Neveron de Urriellu entlangführt. Wir erreichen einen Aussichtspunkt, von wo wir einen einzigartigen Blick auf den Picu Urriellu und das direkt am Fuße liegende Refugio de Urriellu erhalten. Das Refugio liegt knapp 200 Höhenmeter unter uns, noch einen Kilometer Wegstrecke.

Also nicht mehr weit. Wir steigen eine sehr schmale Rinne hinab, auf die ein sehr steiler Abschnitt folgt. Danach geht es weniger steil zwischen den Hügeln entlang zum Refugio Urriellu, das wir gegen 17 Uhr nachmittags erreichen.

Höchster Punkt der Tourm it Blick auf die Picos
Höchster Punkt der Tour mit Blick auf die Picos. Unten mittig sieht man den weiteren Weg
Refugio Uriellu vor dem Picu Uriellu
Refugio Urriellu vor dem Picu Urriellu

Das Refugio de Urriellu

Das Refugio de Urriellu ist eine Berghütte am Fuße des gleichnamigen Berges auf 1950 Metern Höhe, die von Mitte März bis Mitte Dezember geöffnet hat. Die Berghütte ist ein beliebter Stützpunkt für Kletterer aus ganz Europa. Von hier unternehmen sie Tagestouren zu den umliegenden Gipfeln der Picos, ein wahres Kletterparadies.

INFO Refugio de Urriellu

Allgemein: Refugio de Urriellu, 1950 m.

Geöffnet: Mitte März bis Mitte Dezember.

Preise: Übernachtung 10€ p.P., Abendessen 15€ p.P., Frühstück 5€ p.P. (Frühstück ist nicht zu empfehlen!)

Noch ein Hinweis: Keine Duschen vorhanden. Es kann jedoch mit einer mobilen Dusche geduscht werden. Das heiße Wasser dafür kostet 5€.

Das Refugio de Urriellu bietet Platz für 96 Personen in vier Matratzenlagern zu je 24 Personen. Hüttenschuhe werden angeboten, können aber auch selbst mitgebracht werden. Das Gepäck schließen wir in Schließfächer vor dem Gemeinschaftsraum bzw. vor den Schlafsälen. Es ist nämlich verboten Gepäck mit in das Matratzenlager zu nehmen. Daher gibt es für jeden Übernachtungsgast ein Schließfach. Diese große Anzahl der Schließfächer führt dazu, dass manche nur per Leiter erreichbar sind.

Einrichtungen des Refugios

Es gibt einen gemischten Waschraum mit Hock-Toiletten. Warmes Wasser gibt es nicht. Wer duschen möchte, kann das mit einer mobilen Dusche machen. Dafür wird in der Küche Wasser im Wasserkocher erhitzt und in die mobile Dusche gefüllt, aus der das Wasser händisch heraus gepumpt wird. Acht Liter reichen tatsächlich für zwei Personen (konnten wir davor auch nicht glauben, aber der Wirt wollte uns nicht mehr geben)! Wobei ich mir nicht meine Haare wasche 😉

Super Abendessen, mieses Frühstück

Das Abendessen im Refugio de Urriellu ist der Hammer. Es gibt eine Erbsen-Kartoffel-Suppe zur Vorspeise,  Nudeln mit Tunfisch-Tomaten-Sauce als Hauptgericht mit gemischten Salat dazu und Milchreis mit Zimt-Zucker als Dessert. Sehr lecker und uneingeschränkt zu empfehlen. Das Frühstück hingegen ist ein Reinfall. Nachdem wir von unserer Alpenüberquerung wohl ein wenig vom DAV-Hüttenfrühstück verwöhnt sind, müssen wir uns hier mit Crackern zufrieden geben, auf die wir einen Klecks Marmelade schmieren dürfen. Der Kaffee ist nicht besser. Naja, bei dem Abendessen musste irgendwo ein Haken sein. Gut, dass wir noch Proviant vom Vortag haben!

Bildergalerie Refugio de Urriellu Tag 1 - Klick auf die Bilder für eine größere Ansicht

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Hier gibt’s die Übersicht zu unseren Touren in den Picos de Europa!

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