Die Tagesetappe vom Ramolhaus zur Martin-Busch-Hütte führt uns heute über den höchsten Punkt unserer Tour: Das Ramoljoch. Das Wetter ist perfekt: Wenige Wolken am Himmel und ungetrübte Sicht. Die Temperaturen sind dennoch auf über 3.000 Metern recht frisch am Morgen. Wir frühstücken und machen uns dann entspannt auf den Weg. Vorher reden wir noch kurz mit dem Hüttenwirt. Dieser warnt uns schon vor dem Ansturm an der Martin-Busch-Hütte vor. Das erleben wir nachmittags selbst, aber dazu später mehr 🙂
Weg: Ramolhaus bis Martin-Busch-Hütte
Höhenmeter: 480 hoch, 1000 hm runter
Länge: 12,1 km
Dauer: 5:00 h
Popularität: Bis zum Wirtschaftsweg zur Martin-Busch-Hütte wenig begangen, danach übervölkert
Technik: Schwere Wanderung, am Ramoljoch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich
Hoch zum Ramoljoch
Einmal ums Ramolhaus herum, führt der Wanderpfad zunächst ein kurzes Stück steil nach oben, bevor es genauso steil wieder bergab weiter geht. Um dann wieder leicht Richtung Ramolferner und Ramoljoch anzusteigen. Wir queren ein recht großes Schneefeld (es soll heute nicht das einzige sein), was um die Uhrzeit noch hart gefroren ist. Es sind die Überreste des unteren Ramolferners. Wenn wir unseren Weg weiterverfolgen, erreichen wir irgendwann den Ramolferner selbst. Dort wollen wir aber nicht hin und biegen deswegen vorher links zum Ramoljoch ab. Das Teilstück hoch zum Ramoljoch ist klettersteigmäßig mit Tritten und einem Stahlseil versehen. Der Steig ist recht steil, aber aufgrund der Sicherung nicht schwierig. Das Hochklettern ist dennoch anstrengend, da vor allem ich die Höhe merke und mein Körper nach mehr Sauerstoff verlangt…
Am Spiegelferner vorbei
An der höchsten Stelle unserer Tour auf 3.186 Meter angekommen genießen wir die Aussicht auf die Gurgler als auch die Venter Seite des südlichen Ötztals, wirklich grandiose Aussichten! Danach folgt ein anspruchsvolles steiles Stück bergab, auf der Seite des Ramoljochs ohne Sicherungen. Weiter unten dann über ein hart gefrorenes Eisfeld. Die Entscheidung keine Grödel anzuziehen bereue ich direkt, geht aber natürlich auch so. Wir setzen unseren Weg rechts am Spiegelferner vorbei fort. Der Weg ist flacher, aber sehr steinig und felsig.
Um den Spiegelkogel herum
Wir müssen aufpassen, wo wir hintreten. Zwischen großen Felsbrocken sind auch öfter größere Spalten. Unser Weg führt uns nördlich vom Spiegelferner und nördlich von den drei Spiegelkogeln (vorderer, mittlerer und hinterer) entlang. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Abzweigung. Rechts geht es nach Vent runter, links zur Martin-Busch-Hütte. Wir nehmen daher den linken Weg. Wir queren kurz danach den Spiegelbach. Der weitere Weg führt am Rücken des vorderen Spiegelkogels entlang. Anfangs noch sehr felsig, wird es grüner und grüner mit der Zeit. Auf größtenteils gleichbleibender Höhe laufen wir den Wanderweg entlang.
Über den Diembach
Auf den Wiesen um uns herum leben anscheinend einige Murmeltiere. Ein paar können wir sehen, den Rest hören wir nur. Langsam aber stetig führt der Weg hinab, durch ein Seitental des Venter Tals, das Tal des Diembachs. Das Tal ist ziemlich tief und steil und erinnert ein bisschen an einen Canyon. Wir erreichen den Diembach dann auch. An der Stelle der Überquerung ist eine Holzbrücke errichtet, denn der Bach gleicht hier eher einem reißenden Fluss. Die Wegabschnitte vor und nach der Brücke sind gesichert. Sie sind zwar nicht besonders steil, aber durch den nassen Stein sind hier Wanderer wohl eher absturzgefährdeter. Und aus dem Bach kommt man so schnell nicht mehr raus, wenn man einmal reingefallen ist.
Ins Niedertal
Der folgende Abschnitt führt in Serpentinen mal steiler mal weniger steil Richtung Venter Tal. Wir haben dabei schon den Wirtschaftsweg zur Martin-Busch-Hütte im Blick, der am Niedertalbach entlangführt. Wir erreichen die erste Abzweigung bzw. Brücke über den Niedertalbach, entscheiden uns aber erstmal auf der östlichen Seite des Baches weiterzulaufen. Die zweite Brücke, an der wir vorbei kommen, bietet keine Option zur Überquerung. Diese Brücke wurde nämlich von einem mannshohen Stein in jüngerer Vergangenheit beschädigt und ist für Wanderer gesperrt. Nun gut. Gehen wir weiter. Einige hundert Meter flussaufwärts ist denn auch die neuere „Ersatzbrücke“ zu sehen.
Endspurt
Über diese queren wir dann auch den Niedertalbach und steigen das kurze steile Stück zum Wirtschaftsweg hoch. Von dort geht es gemächlich noch knappe drei Kilometer zur Martin-Busch-Hütte hoch. Ab hier ist der Weg dann auch bevölkerter, denn das ist der „Normalweg“ von Vent aus. Und auch Besucher der Martin-Busch-Hütte kommen uns entgegen, um wieder nach Vent zu gelangen. Die letzte Kurve und wir sind an der Hütte angekommen!
Die Martin-Busch-Hütte
Die Martin-Busch-Hütte liegt am hinteren Ende des Niedertals. Malerisch oberhalb des Zusammenflusses von Niederjochbach und Schalfbach, welche zum Niedertalbach werden. Die Hütte hat alles zu bieten, was man so braucht: Einen großen Trockenraum im Keller, zwei riesige Wachräume mit jeweils einer Dusche. Der Vorteil: der Timer der Dusche stoppt, wenn man das Wasser ausstellt. Nach der obligatorischen Dusche gehen wir natürlich nochmal raus um das schöne Wetter zu genießen.
Allgemein: Martin-Busch-Hütte, Alpenvereinshütte, 2.501 m
Geöffnet: Anfang März bis Mitte September
Preise: Übernachtung im Vierbett-Zimmer 17€ p.P., Frühstück 14€ p.P.; Halbpension 30€ p.P.
Noch ein Hinweis: Duschmarken kosten 4€.
Sonnige Aussichten
Die Hütte hat eine riesige Sonnenterasse, auf der wir uns erstmal einen Kaiserscharrn gönnen. Und der ist richtig gut! Die Terasse füllt sich nach und nach mit E5-Wanderern. Neben uns setzt sich dann auch eine kleine Gruppe. Eine Frau meint zu ihrem Nachbarn: Schade, ich habe auf unserer gesamten Tour kein einziges Murmeltier gesehen. Ja, denke ich mir, kein Wunder, die kommen bei so vielen Menschen auf dem Weg auch nicht raus… Ich grinse meine bessere Hälfte vielsagend an und schweige lieber.
Massenabfertigung beim Abendessen
Zum Abendessen gibt es Spaghetti Bolognese. Die Portionen sind riesig. Und es fühlt sich nach Massenabfertigung. Das ist es auch. Der Gastraum ist zum Bersten voll. Gefühlt 95% sind den E5 gegangen. Die meisten in geführten Gruppen. Und alle kennen sich dadurch. Klar, sind ja auch alle Gruppen sechs Tage lang dieselben Etappen gegangen. Und es haben alle in den selben Hütten übernachtet. Da kennt man sich. Wir sind genervt von dem Trubel und gehen nach dem Essen noch nach draußen.
Volle Hütte und Begegnungen der anderen Art
Wir übernachten in einem 4er-Zimmer mit einem Pärchen, dass den E5 gegangen ist. Die beiden sind auch ein bisschen von den vielen Menschen genervt. Können wir nachvollziehen. Tatsächlich ist die Hütte anscheinend ausgebucht heute. Zwei Männer (okay, eher Jungs) erzählten beim Abendessen, dass sie nachmittags angerufen hätten um einen Platz zu reservieren und sie wurden am Telefon abgewiesen. Dann sind sie in ein Geschäft gegangen um sich Schlafsäcke zu kaufen, denn ihr Plan war im Freien zu Schlafen. Das Geschäft hatte leider keine Schlafsäcke (ich würde sagen: Zum Glück). Ihnen wurde der Tipp gegeben, so spät wie möglich zur Hütte zu laufen, damit die Hüttenwirte sie nicht abweisen können, wenn es schon dunkel wird. Gesagt, getan. Die beiden waren um 19 Uhr an der Hütte und haben extra noch eine halbe Stunde gewartet (!), bis sie rein gegangen sind. Je später, desto besser, ist klar… Sie haben dann tatsächlich noch einen Platz im Matratzenlager bekommen. Um den Erfolg zu feiern, haben sie in weiser Voraussicht extra noch eine Flasche Bacardi mit hoch geschleppt…