Grand Canyon Teil II – Hermit Trail

Aufgrund von großen Touristenströmen auf unserer ersten Wanderung in den Grand Canyon auf dem South Kaibab Trail am ersten Tag, entschieden wir uns am zweiten Tag eine nicht so bekannte Wanderung zu unternehmen. Daher wählten wir den Hermit Trail mit dem Zielpunkt Dripping Springs. Dieser Trail ist nicht so überlaufen wie South Kaibab oder auch Bright Angel Trail. Er wird auch nicht so intensiv gewartet wie die beiden anderen Hauptrouten am South Rim. Im Gegensatz zum South Kaibab Trail, der östlich vom Visitor Center liegt, fährt man zum Hermit Trail bis zur Endhaltestelle des Shuttle Busses westlich vom Visitor Centers, Hermit’s Rest.

Los geht’s bei Hermit’s Rest

Informationen zum und Wegführung des Hermit Trail
Informationen zum Hermit Trail

Dort ausgestiegen geht man noch einige hundert Meter weiter Richtung Westen bis zum Trailhead, der etwas versteckt liegt. Ab hier geht es runter in den Canyon. In Serpentinen schlängelt sich der Weg nach unten. Einige Stücke des Weges befinden sich noch angenehm im Schatten. Der Weg wird recht schnell steiler und auch unwegsamer. Große, schräg liegende Felsen und Steine erschweren den Abstieg. Nach einer Stunde ist das „Gröbste“ geschafft und wir befinden uns in einem kleinen Tal, Hermit Basin (aber immer noch etliche hundert Höhenmeter über dem Colorado River). Hier wachsen Sträucher und Bäume, die etwas Schatten spenden und wir machen eine kleine Pause. Es kommt eine Abzweigung, an der wir rechts abbiegen um weiter auf dem Weg zu den Dripping Springs zu bleiben.

Besucher aus heiterem Himmel

Im Gegensatz zum South Kaibab Trail, der direkt in der Hauptschlucht des Grand Canyon runter zum Colorado River führt, liegt der Hermit Trail in einer Seitenschlucht. Daher ist der Ausblick anfangs auch nicht ganz so spektakulär wie auf unserem ersten Weg. Das ist zwar etwas enttäuschend, aber nicht ganz so störend wie die unzähligen Helikopter, die den ganzen Tag über herumfliegen. Was ist denn da los? Tatsächlich sind das Touristenhelikopter, die man beispielsweise in Las Vegas buchen kann, um eine Tages-Helikopter-Tour an den Grand Canyon zu unternehmen. Im Canyon selbst sind solche Helikopterflüge aus guten Grund untersagt. Der Luftraum über dem Hermit Trail, wo wir wanderten, gehört jedoch noch zu der für Helikopter erlaubten Route. Damit kannst du dir bestimmt gut die Geräuschkulisse vorstellen, die wir an diesem Tag ertragen mussten. Tatsächlich war so ca. alle zehn Minuten ein Helikopter einige hundert Meter über unseren Köpfen.

Tiefe Schlucht beim Wandern auf dem Hermit Trail
Auf dem Hermit Trail kommt man an beeindruckenden Schluchten vorbei

Nichtsdestrotrotz haben wir uns davon nicht die Laune verderben lassen und sind natürlich weiter gewandert. Nach einer zweiten Abzweigung, deren zweites Ende zu der Quelle Santa Maria Spring führt, entscheiden wir uns für den linken Weg zu Dripping Springs. Wir wandern im Folgenden direkt an der Klippe einer sehr tiefen und beeindruckenden Schlucht. Ein falscher Schritt und man befindet sich sehr kurz danach 400 Meter weiter unten! Der Weg führt einen rauf und runter, und etliche Biegungen weiter sind wir in einem weiteren Seitental, an dessen Ende die Dripping Springs liegen. Durch das Tal schlängelt sich der teils schwer zu findende Weg weiter. Am Ende des Tals noch ein gutes Stück wieder aufwärts und wir sind da!

Ziel erreicht: Dripping Springs

Dripping Springs am Ende des Hermit Trails im Grand Canyon
Die Quelle Dripping Springs

Unter einem riesigen Feldvorsprung tropft es tasächlich von der „Decke“: Da sind sie, die Dripping Springs! Obwohl im Park und auch auf diversen Internetseiten empfohlen wird, das Wasser dort nur gefiltert zu trinken, ignorieren wir diesen Hinweis und füllen erstmal unsere Flaschen auf: Schmeckt herrlich! Wir machen Pause, trinken viel und essen unsere Vorräte. Bevor wir uns wieder auf den anstrengenden Weg zurück machen, füllen wir ein weiteres Mal unsere Flaschen auf und befeuchten unsere Kopfbedeckungen. Die beste Idee, die wir jemals hatten! Es ist total angenehm damit bei Temperaturen jenseits der 35 Grad einen kühlen Kopf zu bewahren.

Zurück nach oben

Der Rückweg verläuft wieder auf dem gleichen Weg wie der Hinweg: zurück durch das Seitental der Dripping Springs, an der tiefen Schlucht vorbei in das Hermit Basin. Die richtige Abzweigung nehmen um auf dem Hermit Trail zu bleiben und dann kommt der anstregende letzte Anstieg. In der prallen Nachmittagssonne nehmen wir dieses letzte Stück in Angriff und es verlangt uns alles ab. Unter dem gefühlt einzigen Baum am Wegesrand machen wir bei ca. der Hälfte des Anstiegs noch eine kurze Trinkpause. Wir merken den ersten Tag am Grand Canyon in den Beinen. Noch eine Dreiviertelstunde schweißtreibende Wanderung bergauf und wir sind wieder am Trailhead angekommen. Erstmal einen der Picknicktische besetzen und durchatmen!

Interessanter Fund im Touri-Shop

Cover des Buches Over the Edge: Death in Grand Canyon
Cover des Buches Over the Edge: Death in Grand Canyon (Quelle: Amazon, Copyright: Puma Press)

Auf dem Weg zum Shuttlebus-Stop kommen wir noch an einem Touristenshop vorbei. Während meine bessere Hälftes sich für eine Stärkung am Hotdog-Verkaufsstand anstellt, schlendere ich durch den Shop. Und entdecke ein super spannendes Buch: Over the Edge: Death in Grand Canyon von Michael P. Ghiglieri und Tomas M. Myers. Ich fange an darin zu lesen und kann kaum aufhören. Das Buch behandelt alle Todesfälle, die sich je im Grand Canyon zugetragen haben. Angefangen bei den ersten River-Expeditonen im 19. Jahrhundert über das ambitionierte Ehepaar Glen und Bessie Hyde, die 1928 auf dem Colorado River unterwegs waren und deren Leichen nie gefunden wurden bis zu der im Grand Canyon verdursteten Marathonläuferin vor einigen Jahren behandelt das Buch auf angenehm unspektakuläre Weise die zahlreichen Gefahren des Grand Canyon und deren tragische Auswirkungen auf Menschenleben. So viel sei gesagt: Es sind nicht etwa wilde Tiere oder gefährliche Pflanzen sondern meist menschliche Dummheit gepaart mit schlechter Vorbereitung, die zum Tod im Grand Canyon führen. Ich entschließe mich tatsächlich das Buch über meine Kindle-App zu kaufen, denn der Inhalt lässt mich nicht mehr los.

Längerer Rückweg als erwartet

Der Rückweg mit dem Shuttlebus wird etwas langwierig. Unterwegs steigen wir nämlich aus um an atemberaubenden Aussichtspunkten noch die Landschaft zu bewundern und natürlich Fotos zu schießen. Wie wir erst danach merkten, gar keine so gute Idee. Denn nachmittags wollen alle Touristen von den entlegenen westlichen Aussichtspunkten wieder zurück zum Visitor Center, wo die Parkplätze sind und daher sind alle Shuttlebusse, die alle 10 Minuten kommen erstmal voller Menschen. Mit etwas Glück kommen wir dann schließlich doch in einen Bus und steigen bis zum Visitor Center nicht mehr aus.

Möchtest du wissen, wo wir an unserem ersten Tag im Grand Canyon gewandert sind? Dann schau hier vorbei.

Unsere USA-Reise führte uns auch in den Sequoia National Park: von der Wanderung auf dem Lake Trail berichte ich in diesem Beitrag.

Der Paradise Valley Trail im Kings Canyon National Park war ein weiteres Highlight in den USA. Hier erzähle ich wieso.

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