Grand Canyon Teil I – South Kaibab Trail

Am ersten Tag unserer zwei Tage am Grand Canyon entschieden wir uns für die Wanderung auf dem South Kaibab Trail. Dieser Trail ist einer der beiden bekanntesten Trails am South Rim des Grand Canyon. Der andere ist der Bright Angel Trail. Beide Wanderwege liefern unglaublich tolle Ausblicke in den Canyon, führen bis hinunter bis zum Colorado River und werden regelmäßig von Rangern und auch den örtlichen Maultier-Karawanen begangen. Aber bevor ich mit der eigentlichen Wanderung starte, möchte ich ein bisschen ausholen und dich über die Gefahren einer Wanderung in den Grand Canyon aufklären. Da das tatsächlich ein Thema vor Ort ist und es schon einige Todesfälle im Grand Canyon gegeben hat, solltest du dir dies bewusst machen, wenn du eine Wanderung dort unternimmst.

Unterschätze keine Wanderung in den Grand Canyon

Route des und Informationen zum South Kaibab Trail (Klicke auf das Bild zum Vergrößern)

Denn obwohl man sich im Grand Canyon National Park befindet, sollte man Gefahren bei einer Wanderung in den Grand Canyon nicht unterschätzen. Das Wort „Park“ im Namen verleitet scheinbar einige Leute das zu tun. Der Plan an einem Tag ganz runter zum Colorado River zu gehen und wieder ganz nach oben sollte auf keinen Fall in den heißen Sommermonaten gefasst werden. Das wären ca. 1200 Höhenmeter runter und wieder rauf mit Temperaturen zwischen 30 Grad oben am Rim und mehr als 40 Grad unten am Colorado River. Nicht nur für konditionell Schwache eine Herausforderung. Daher wird auch der Start einer Wanderung bei Sonnenaufgang empfohlen um nicht allzu lange Zeit in diesem hohen Temperaturbereich zu Wandern. Hinweise raten außerdem vom Wandern in der Mittagssonne im Sommer ab.

Warnhinweise

Aber auch wenn man nicht ganz runter zum River geht, sollte man auch folgende Hinweise im Park sehr ernst nehmen: Genug Wasser (mind. 3l), ausreichend Verpflegung, insbesondere salzhaltige Snacks, und angemessener Sonnenschutz sind essentielle Begleiter auf einer Tageswanderung in den Canyon. Speziell auf dem South Kaibab Trail hat man keine Möglichkeit seine Trinkflasche unterwegs aufzufüllen. Also entweder ganz oben oder erst wieder am Colorado River. Diese „Tipps“ für eine Wanderung sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein (dachten wir), aber aufgrund zahlreicher Todesfälle und noch mehr Verletzte aufgrund Hitzschlag oder ähnliches in den letzten Jahrzehnten wird auf unzähligen Warnschildern immer wieder auf die gerade erwähnten Punkte dringend hingewiesen. Dazu später in einem anderen Beitrag mehr. Ich habe nämlich in einem der Touristenshops ein interessantes und sehr lesenswertes Buch über eben diese Todesfälle im Grand Canyon entdeckt, was ich hier vorstelle.

Los geht’s auf dem South Kaibab Trail

Schatten im oberen Teil des South Kaibab Trail

So nun endlich zu unserer eigentlich Tour: Nach unser eineinhalb stündigen Anreise plus einer kleinen Busfahrt mit dem Shuttlebus zum Trailhead des South Kaibab Trails ging es für uns kurz nach halb zehn (jap, wir halten uns voll an die oben erwähnten Hinweise…) doch mal los mit der Wanderung. Das bedeutet im August, dass es schon gut warm ist, wenn man oben startet. Aber so motiviert um gegen 4 Uhr morgens aufzustehen, waren wir im Urlaub dann doch nicht. Also mussten wir mit der Hitze und der Mittagssonne vorlieb nehmen. Der Start der Wanderung ist noch recht angenehm im Schatten. In kleinen Serpentinen schlängelt sich der eher sandige und gut ausgebaute Weg ins Tal. Ein gerades Stück und die nächste Kurve und schon war’s das aber mit dem Schatten. Nach gut 20 Minuten kommen wir zum Ooh Aah Point. Wie der kreative Name schon andeutet, bekommt man hier eine atemberaubende Panorama-Aussicht geboten. Fakt: Direkt dort ist nach einem Foto schon mal jemand in die Tiefe gestürzt, als diese Person einer anderen Person für ein Foto Platz gemacht hat (jap, sowas steht zum Beispiel in diesem Buch). Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber davon lasse ich mich auch nicht abschrecken. Nach einigen Fotos geht es weiter nach unten. Kurve um Kurve und Stufe um Stufe (der Weg ist eigentlich mehr so ein Spazier- statt „richtiger“ Wanderweg) wird es immer heißer.

Der Ooh Aah Point ist der erste Aussichtspunkt auf dem Weg nach unten

Pause bei Cedar Ridge

Nach weniger als einer Stunde kommen wir bei Cedar Ridge an. Ein paar Bäume bieten ein wenig Schatten und es gibt ein Plumpsklo ohne fließend Wasser. Natürlich muss ich mal kurz ums Eck, denn bei den Temperaturen sind wir nur am Trinken. Eine kleine Snack-Pause und noch ein paar Fotos später sind wir bereit für den weiteren Abstieg. Etwas versteckt geht es ein paar Stufen hinab. Zack, wir müssen stehen bleiben. Eine Karawane von Maultieren kommt uns entgegen und die hat Vorrang. Mit einer Menge Respekt quetsche ich mich an den Fels hinter mir. Ich möchte nicht von einem dieser Tiere über die Klippe getreten werden (ja, das ist auch schon passiert!). Passiert natürlich nichts, als sie vorbeiziehen, aber ich bin froh wieder den Weg für mich alleine zu haben 🙂

Ein kurzer Plausch mit einem Ranger, der uns entgegen kommt, heitert mich da schon wieder auf. Ein bisschen Small Talk über Gott und die Welt, die Maultierkarawane und die Hitze, wie man das halt von den Amerikanern kennt. Sehr nett erkundigt er sich nach unserem Tagesziel. Mit der Antwort „Skeleton Point“ scheint er zufrieden zu sein und wünscht uns noch eine schöne Wanderung. Ranger im Park sind natürlich im Hochsommer auch mehr oder weniger in Alarmbereitschaft und erleben jeden Tag Wanderer, die sich überschätzen, die nicht genug Wasser mitnehmen oder die einfach einen Sonnenstich erleiden, weswegen sie auf sowas achten und aktiv nachfragen, welches Ziel man ansteuert.

Tagesziel erreicht: Skeleton Point

Wir gehen weiter bis zum Skeleton Point. Ein Aussichtspunkt mit dem ersten Blick auf den Colorado River auf dem South Kaibab Trail. Zwei Stunden nach dem Start haben wir unser Tagesziel erreicht. Wir suchen uns ein schattiges (aber nicht sehr gemütliches) Plätzchen unter einer hervorstehenden Klippe, schauen auf den Colorado hinab und verspeisen unser Obst und Snacks. Wir beherzigen die Warnungen und laufen nicht weiter hinunter in den Canyon (wobei wir 1-2 Meilen zusätzlich konditionell auch noch geschafft hätten). Für das Hochgehen sollte man laut Hinweistafeln nämlich doppelt so viel Zeit einplanen. War bei uns nicht so, aber für den Ottonormal-Grand-Canyon-Besucher ist das wohl ein guter Richtwert.

Zurück geht es somit auf dem gleichen Weg. Stufe um Stufe, Kurve um Kurve wieder höher und höher. Vorbei an anderen Wanderen, die zwar nicht so tief im Canyon waren, aber trotzdem fix und fertig sind und teilweise viel zu wenig Wasser mitgenommen hatten. Je weiter nach oben es geht, desto besser wird auch wieder die Aussicht. Vorbei an Cedar Ridge, zum Ooh Aah Point und die letzten Serpentinen hinauf zum Rim. Geschafft! Nach etwas mehr als 4 Stunden sind wir wieder oben. Erstmal ein paar Schlücke Wasser trinken und sich kurz ausruhen.

Wieder ganz oben spazieren wir noch am Rim entlang und gelangen von einem Panaroma-Fotopunkt zum nächsten. Einige Fotos und auch Kilometer später stehen wir wieder am Grand Canyon Visitor Center, von wo wir morgens mit dem Bus zum Trailhead des South Kaibab Trails gestartet waren.

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Möchtest du wissen, wo wir an unserem zweiten Tag im Grand Canyon gewandert sind? Dann schau hier vorbei.

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