Dreitageswanderung Tannheimer Berge

Die Tannheimer Berge liegen eigentlich nicht so hoch. Da geht Ende Mai was. Das war der Plan im Januar für unsere erste Hüttentour der Saison. Dann kam aber der Mai mit Aprilwetter: Zwei Wochen lang habe ich deswegen jeden Tag die Webcam vom Füssener Jöchle (1825m) gecheckt. Schnee? Schnee! Sehr viel Schnee! Aber er schmilzt. Ha. Das geht schon. Nochmal Neuschnee: 29. Mai. Start der Wanderung: 30. Mai. Oh man… Na gut, mit so einem Wetter im Mai konnte ja niemand Anfang des Jahres rechnen. Trotz Schneemassen haben wir uns am Himmelfahrts-Wochenende auf in die Tannheimer Berge gemacht. Und wer lässt sich denn bitte von Schnee aufhalten!?

INFO Dreitageswanderung Tannheimer Berge

Lage: Allgäuer Alpen

Höhe: Stellenweise auf knapp 1900 m ü. NHN

Höhenmeter: 2000 hm*

Länge: 25,4 km*

Dauer: 12:00h gesamt*

Popularität: Sehr populäre Wander- und Kletterregion

Technik: Stellenweise Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich (Grat sowie drahtseilgesicherte Kletterstelle am Aggenstein-Gipfel)

Startpunkt für Google: HH8G+24 Pfronten (Parkplatz Talstation Breitenbergbahn)

*Hinweis: Daten ohne Besteigung des Aggenstein-Gipfels. Das sind von der Bad Kissinger Hütte aus 200hm extra und ca. 1:40h hin und zurück.

Schnee? Kein Problem!

Mit Grödeln im Gepäck (und nebenbei der Ausrüstung zur geplanten Alpenüberquerung) geht’s mit sieben Mitstreitern nach Pfronten, wo unsere Wanderung in den Tannheimer Bergen an der Talstation der Breitenbergbahn startet. Von dort wandern wir am ersten Tag zur Bad Kissinger Hütte. Die Planung für den zweiten Tag ist die Wanderung zum Gimpelhaus mit Überschreitung der Nesselwängler Scharte. Am dritten Tag soll es dann über das Sabachjoch wieder runter nach Musau gehen und von dort mit der Bahn zurück nach Pfronten, wo unsere Autos warten. So viel zum ursprünglichen Plan, den du unten in der Karte siehst (so viel vorweg: die Route musste ich leider ändern).

Tag 1 – Steinach bis Bad Kissinger Hütte

Durch die Reichenbachklamm

Die Wandergruppe druchquert die Wiese

Pünktlich um zehn starten wir in Pfronten-Steinach. Der Wanderweg (Nr. 5 bzw. 5a auf der Karte an der Bergstation bzw. der Ostallgäuer Höhenweg auf der DAV-Wanderkarte) startet hinter dem Spielplatz an der Talstation der Breitenbergahn. Wanderweg Nr. 4 (bzw. 411) zweigt nach einigen Minuten schon rechts ab, aber wir halten uns links. Der Pfad führt uns zunächst über eine Wiese zum nahegelegenen Wald. Dort wird es dann auch steiler und der Weg führt an einem Flusslauf bergauf: Wir gehen durch die Reichenbachklamm. Durch das schlechte Wetter ist es ziemlich matschig, aber immer noch gut begehbar. Nach einiger Zeit im Wald queren wir einen Forstweg. Wir entscheiden uns für eine erste Rast, um die Rucksäcke etwas zu erleichtern.

Reichenbachklamm
Reichenbachklamm

Auf dem Ostallgäuer Höhenweg

Gestärkt geht es den breiten Wanderweg weiter bergauf, bis wir auf eine Lichtung kommen, wo wir wieder auf den Forstweg treffen. Den gehen wir einige Meter entlang, bevor wir uns links halten und den Wanderweg 5a (bzw. den Ostallgäuer Höhenweg) weiter Richtung Bad Kissinger Hütte folgen. Über eine Wiese geht es bergauf und das erste Schneefeld muss auch schon überwunden werden. Kein Problem, ist ja auch noch relativ flach. Immer wieder müssen wir Schneefelder queren und teilweise ist es gar nicht so leicht den Wanderweg auszumachen.

Ostallgäuer Höhenweg auf die Bad Kissinger Hütte
Ostallgäuer Höhenweg auf die Bad Kissinger Hütte

Über die Grenze

Nach einiger Zeit wird es wieder steiler. Der Weg windet sich in Serpentinen den Berg hinauf. Wir lassen den Schnee links neben uns. Doch irgendwann müssen wir auch dieses steile Schneefeld queren. Die erste Herausforderung. Zumindest für mich, denn ich hasse Schneefelder. Aber weiter geht’s mit den Serpentinen. Und mit dem Schneefeld queren… Den steilen Part haben wir dann doch irgendwann hinter uns gelassen und wir erreichen endlich den Grat, von wo es quasi nur noch ein Katzensprung bis zur Bad Kissinger Hütte ist. Kurz noch die Landesgrenze zwischen Österreich und Deutschland passiert, den letzten sehr matschigen Aufstieg gemeistert und schon sitzen wir in der warmen Stube der Bad Kissinger Hütte. Wir gönnen uns ein erfrischendes Getränk mit einem Stück Kuchen. Da es erst drei Uhr nachmittags ist, entscheiden wir uns noch für den Gipfelanstieg des Aggenstein.

Bad Kissinger Hütte
Bad Kissinger Hütte
INFO Bad Kissinger Hütte

Allgemein: Bad Kissinger Hütte, DAV-Hütte, 1792m

Geöffnet: Mai bis Oktober

Preise: Matratzenlager 10€ p.P. (DAV-Mitglieder) / 20€ p.P. (Nicht-Mitglieder); Halbpension 28€ p.P.

Noch ein Hinweis: Duschen kostet 2€ (3 min) und muss in 50 Cent Münzen bezahlt werden!

Auf den Aggenstein

Das Gepäck lagere ich in der Hütte zwischen und schon kann es losgehen. Zwar liegt hier oben noch sehr viel Schnee, aber der Wanderweg ist weitgehend frei davon (dafür aber sehr matschig). Zunächst Richtung Westen auf gleicher Höhe und dann in Serpentinen bergauf geht es innerhalb von 40 Minuten auf den markanten Gipfel der Tannheimer Berge. Der letzte Anstieg ist eine kleine versicherte Kletterei. Hier mussten wir aufpassen, da einige Stifte der Verankerung des Drahtseils noch vom Winter aus dem Fels gerissen waren. Oben angekommen haben wir eine Panorama-Rundumsicht auf das Voralpenland mit Forggen- und Hopfensee sowie die Tannheimer Berge.

Blick vom Aggenstein auf Forggen- und Hopfensee
Ausblick vom Gipfel des Aggenstein auf Forggen- und Hopfensee
Der Weg hoch zum Aggenstein
Der Weg hoch zum Aggenstein, gut erkennbar im Schnee
Blick von der Bad Kissinger Hütte ins Tannheimer Tal bei Sonnenuntergang

Tag 2 – Bad Kissinger Hütte bis Gimpelhaus

Planänderung

Der ursprüngliche Plan über die Nesselwängler Scharte lässt sich mit den Schneeverhältnissen nicht umsetzen. Die Hüttenwirtin des Gimpelhauses hat uns davon abgeraten diese Route zu nehmen. Ich habe umgeplant und für Variante zwei wandern wir von der Bad Kissinger Hütte über das Füssener Jöchle ins Tal Richtung Haldensee laufen und von dort wieder rauf zum Gimpelhaus. Von der Dauer etwas weniger als der ursprüngliche Plan.

Richtung Füssener Jöchle

Von der Bad Kissinger Hütte geht es auf einem leichten Wanderweg (Nr. 414 auf der DAV-Wanderkarte) zunächst gemächlich bergab. Nach etwa einer Stunde führt der Weg dann wieder bergauf, erst flacher und dann immer steiler. Bis wir im tiefsten Schnee unterwegs sind. Die Landschaft um uns herum ist nahezu komplett weiß. Die Sebenspitze (1935m) lassen wir links neben uns und kommen kurz danach an der Jochalpe mit dem Gipfel des Gamskopf (1890m) an. Fast direkt dahinter erreichen wir das Füssener Jöchle (1818m). Auch hiergibt es weiterhin eine nahezu geschlossene Schneedecke.

Blick zurück zum Aggenstein und zur Bad Kissinger Hütte
Blick zurück zum Aggenstein und zur Bad Kissinger Hütte

Ausblick vom Adlerhorst

Von da geht es nun stetig bergab. Der Schnee wird lichter und an einer kleinen, unbewirtschafteten Hütte machen wir eine kleine Rast um unsere immer noch reichlich vom ersten Tag vorhandenen Vorräte zu vernichten. Gestärkt geht es weiter bergab und wir entschließen uns eine weitere Pause an der Berghütte Adlerhorst zu machen. Von hier hat man einen tollen Blick auf das Tannheimer Tal und insbesondere den Haldensee. Auf der Panorama-Terrasse machen wir es uns bequem und genießen die Aussicht bei einem kühlen Getränk.

Letzter Anstieg

Der weitere Weg führt uns etwa 100hm über den Ortschaften Grän und Nesselwängle nahezu auf gleichbleibender Höhe Richtung Osten. Wir queren eine Kuhweide und machen einige Schnappschüsse von den eher weniger zutraulichen Tieren mit ihren riesigen Kuhglocken um den Hals. Nördlich der Ortschaft Nesselwängle zweigen wir Richtung Tannheimer Hütte und Gimpelhaus ab. Von hier an geht es nun richtig steil nach oben! In Serperntinen windet sich der Weg am Berg entlang. Trotz der angekündigten 1,5h auf dem Wegweiser schaffen wir es in knapp der Hälfte der Zeit zu unserem Tagesziel dem Gimpelhaus.

Panorama-Aussicht vom Gimpelhaus ins Tannheimer Tal
Panorama-Aussicht vom Gimpelhaus auf die Tannheimer Berge
INFO Gimpelhaus

Allgemein: Gimpelhaus, private Hütte, 1.659 m

Geöffnet: Mai bis Oktober

Preise: Matratzenlager 14€ p.P., ohne Frühstück

Noch ein Hinweis: Duschen kostet 2,50€ (4 min). Die Duschmarke gibt es beim Einchecken.

Tag 3 – Gimpelhaus bis Musau

Richtung Sabachjoch

Bei strahlendem Sonnenschein soll es heute wieder Richtung Tal gehen. Das Wetter ist perfekt und wir machen uns vom Gimpelhaus auf dem Wanderweg Nr. 416 auf zum Sabachjoch. Dieser Wanderweg ist uneingeschränkt zu empfehlen, denn er ist abwechlungsreich und bietet tolle Aussichten. Zunächst geht es nahezu auf gleicher Höhe bleibend ostwärts. Wie zu erwarten queren wir einige kleinere Schneefelder. Der letzte Anstieg zum Sabachjoch selbst ist eher steil und wieder fast vollständig mit Schnee bedeckt. Oben angekommen genießen wir die grandiose Aussicht in beide Täler, nordwärts wie südwärts. Auf dem Schneefeld mehr rutschend als gehend machen wir uns Richtung Musauer Alm, weiterhin auf dem Wanderweg Nr. 416. Während dieses Teils der Wanderung sehen wir sehr viele Gämse, die scheinbar mühelos jedes noch so steile Gelände meistern.

Blick auf das Gimpelhaus
Blick zurück auf das Gimpelhaus
Verschneiter Wanderweg hoch zum Sabachjoch
Hoch zum Sabachjoch I
Verschneiter Wanderweg hoch zum Sabachjoch
Hoch zum Sabachjoch II

Auf den letzten Metern

Wir lassen den Schnee hinter uns und kommen in einen Wald. Der Wanderweg wird schmaler und es geht teilweise ziemlich steil bergab. Kurz vor der Musauer Alm lichten sich  die Bäume und wir erreichen den Sababach, den wir nun fast bis ins Tal folgen. Ab hier geht es auf einem breiten Forstweg weiter. Es kommen uns unzählige Fahrradfahrer auf ihren E-Bikes entgegen. An der nächsten Abzweigung wählen wir den Weg links über eine Brücke. Es geht ein kurzes Stück bergauf und wir kommen zum Achselsteig. Das ist der letzte Abstieg zu unserem Tourenziel Musau. Ein schmaler Wanderpfad windet sich am Berg entlang Richtung Tal. Eine empfehlenswerte letzte Teilstrecke zum Abschluss unserer Tour.

Wanderweg zwischen Sabachjoch und Musauer Alm
Das Sabachjoch lassen wir hinter uns

Mit dem Zug zurück nach Steinach

Unten angekommen warten wir am Bahnsteig auf den Zug zurück nach Steinach. Hier ist es empfehlenswert, sich vor dem Start der Tour die Abfahrtszeiten des Zuges zu notieren, da man ansonsten im schlimmsten Fall bis zu zwei Stunden auf den nächsten Zug warten kann. In Steinach angekommen gönnen wir uns noch ein Stück Kuchen oder gleich eine Portion Kässpatzn zur Feier des Tages. Tannheimer Berge, wir kommen sicherlich wieder!

Hüttenübernachtungen sind genau dein Ding? Dann schau dir doch mal die Zweitagestour am Achensee an!

Lieber drei Tage? Zum Beispiel mit dieser Wandertour an den Königssee!

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